Für die Uraufführung des Stückes hat sich die cie. shibahara einen besonderen Ort in Köln ausgewählt, der wegen seines Standortes vielen Kölnern bisher unbekannt geblieben sein
dürfte: Die von Paul Böhm entworfene Kirche St. Theodor in Köln-Vingst. Der kreisrunde Betonbau hat die Entwicklung des Stückes ganz wesentlich beeinflusst.
Das Kollektiv vereint vier Künstler aus den Sparten Klangkunst, Videokunst, Choreographie und Komposition. In ihren Arbeiten geht die cie. shibahara sehr stark auf den Raum ein und macht diesen
stets zum Teil der Inszenierung.
In dem aktuellen Stück wird der runde Kirchenbau aufgegriffen und durch drei Projektionsräumen aus Kunststofffolien modifiziert. In diese Räume hinein werden Videos mit Bewegungsansichten der
Tänzerin Yoshie Shibahara projiziert. Die Tänzerin taucht in die Projektionen ein und versucht, die Bilder wie ihre eigene Identität zu fassen. Die Choreographie reflektiert dabei drei Ebenen:
das Sichtbare, das Verschleierte und das Verworfene..
Es entsteht eine Art Traumwelt und die Tänzerin nimmt das Publikum mit auf eine poetische Suche nach den flüchtigen Zerrbildern ihrer eigenen Identität. Durch die Projektionsflächen wird sie
aufgespalten in drei Ebenen: das Sichtbare, das Verschleierte und das Verworfene.
Auch die Musik der Klangkünstler und Komponisten Frank Schulte und Matthias Mainz ist in diesen Kategorien inszeniert als direkter Klang im Raum und als verborgene Klangquelle.
Die Produktion wurde gefördert durch die Kunststiftung NRW, das Kulturamt der Stadt Köln und die SK-Stiftung Kultur sowie mit freundlicher
Unterstützung Institut für Tanz und Bewegungskultur der DSHS Köln
Die Uraufführungen fanden am 12. und 13. Dezember 2008 in der vom Architekten Paul Böhm entworfenen Kirche St. Theodor in Köln-Vingst statt.
Dank an die katholische Kirchengemeinde St. Theodor, Frau Margund Opitz und Herrn Pfarrer Meurer und das Architekturbüro Paul Böhm, Herrn Martin Amme
Yoshie Shibahara - tanz
Matthias Mainz - trompete
Frank Schulte - elektronik
Egbert Mittelstädt - video & scenographie video editing
Rezension
Tanz : "images volubiles" in St. Theodor in Köln Vingst - Es ist eisig kalt, man kauert auf
schmalen Kirchenbänken, aber während der Leib leidet, ist der Geist in wohlige Sphären
entrückt. Entspannende Unterwassermusik wie in einer Saunalandschaft umspült die
Ohren, dann quakt es plötzlich aus der dunklen Tiefe des Raumes als säße man an
einem nächtlichen Froschteich. Musiker Frank Schulte hat das Betonrondell von St.
Theodor im Stadtteil Vingst in eine faszinierende Klanglandschaft verwandelt. Die
Tänzerin und Choreografin Yoshie Shibahara taucht hinter silbrigen Folie-Fäden als
Schemen auf wie eine Unterwasser-Nixe. Immer an der Grenze zur Unsichtbarkeit tanzt
Shibahara, verwandelt sich auch dank der raffinierten Licht- und Videobild-Regie von
Egbert Mittelstädt in geheimnisvolle Fantasiekreationen. Eine in allen Medien absolut
überzeugende Arbeit, in der sich alles Materielle in purer ästhetischer Abstraktion
sublimiert. (Kölner Stadtanzeiger - Nicole Strecker)